Patient liegt in einem intensiv Bett

Akutbehandlung

So schnell wie möglich ins Krankenhaus!

Zeit ist Gehirn

Besteht der Verdacht auf einen Schlaganfall (FAST-Test), muss der Betroffene so rasch wie möglich ins Krankenhaus gebracht werden. Die schnelle Behandlung von einem Schlaganfall ist essenziell. Je rascher ein Schlaganfall therapiert wird, desto weniger Gehirnzellen sterben ab und desto geringer ist das Risiko für Folgeschäden. Oft spricht man hier auch von TIME IS BRAIN = Zeit ist Gehirn!

Schlaganfall-Patienten müssen so schnell wie möglich in die nächstgelegene Notaufnahme oder Stroke Unit (Stroke ist das englische Wort für Schlaganfall) überführt werden. Stroke Units sind spezielle Krankenhausabteilungen, die Schlaganfall-Patienten rasch, gezielt und interdisziplinär behandeln. Mittlerweile garantieren 39 Stroke Units in Österreich eine flächendeckende, optimale Akutbehandlung der Betroffenen.

Grundsätzlich dauert ein Aufenthalt an der Stroke Unit nur solange, bis die akute Versorgung durchgeführt wurde und der Patient soweit stabilisiert wurde (durchschnittlich 2-4 Tage).

Diagnostik

Beim Eintreffen des Patienten im Krankenhaus muss unverzüglich eine zielgerichtete Diagnostik erfolgen. Neben den stabilisierenden Maßnahmen, wie etwa die Reduzierung und Stabilisierung des Blutdrucks, werden so rasch wie möglich neurologische und klinische Untersuchungen durchgeführt. Dabei stellen moderne bildgebende Verfahren CT (Computer Tomographie), MRT (Magnetresonanz-Tomographie), Angiographie und Ultraschallmethoden (Doppler- und Farb-Duplex-Sonographie, Echokardiographie) eine unverzichtbare Basisdiagnostik dar. Durch diese neuen Möglichkeiten der Bildgebung lässt sich ein Schlaganfall akut (aber auch lebenslang) nachweisen und es lässt sich schnell herausfinden um welche Art von Schlaganfall es sich handelt. Dies ist insofern von großer Bedeutung, da sich die weiteren Behandlungsmethoden sehr stark voneinander unterscheiden können.

Bei 85% der Betroffenen liegt dem Schlaganfall der plötzliche Verschluss einer Hirnarterie zugrunde (Ischämischer Schlaganfall). Es entsteht eine Mangeldurchblutung („Ischämie“) mit Verlust von Funktionen im Versorgungsbereich der betroffenen Hirnarterie. Bei 15% der Betroffenen kommt es plötzlich zum Zerreißen einer Hirnarterie mit Einblutung in das Gehirn („Hämorrhagie“). Die jeweiligen Behandlungsschritte unterscheiden sich.

Behandlung des ischämischen Schlaganfalls

Nach der Diagnose erfolgt bei einem ischämischen Schlaganfall als erster therapeutischer Schritt die Thrombolyse. Dabei wird mit Hilfe eines Medikaments der Thrombus (das Gerinnsel), der das Gehirngefäß verstopft, aufgelöst. Je schneller diese Auflösung des Blutgerinnsels im Gehirn erfolgt, desto besser stehen die Chancen für den Patienten. Das Zeitfenster dafür ist eng! Die Therapie sollte möglichst innerhalb von 4 1/2 Stunden nach Auftreten der ersten Schlaganfallsymptome beginnen!

Illustration Stent Retriever

In den letzten Jahren wurde zunehmend klar, dass eine zusätzliche Therapie, die Thrombektomie, für bestimmte Patienten entscheidende Vorteile bringen kann.

Grundvoraussetzungen dafür sind:

• bei besonders schwerem Schlaganfall
• bei Pfropfen > 8 mm Länge

Auch hier ist ein rasches Vorgehen wichtig, das Zeitfenster für eine erfolgreiche Behandlung ist jedoch etwas größer. Der Eingriff kann bis zu 6 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome gemacht werden. In manchen Fällen ist sogar ein späterer Beginn (bis zu 24 Stunden nach einem ischämischem Schlaganfall) noch sinnvoll.

Bei einer mechanischen Thrombektomie wird das Gerinnsel mit einem winzigen, korbähnlichen Geflecht – einem sogenannten Stent Retriever – im betroffenen Gefäß eingefangen und entfernt. Das Blut kann bereits bei der Platzierung des Stent-Retrievers wieder fließen und den entsprechenden Teil des Gehirns versorgen.

Behandlung des hämorrhagischen Schlaganfalls

Die Behandlung eines hämorrhagischen Schlaganfalls erfolgt ebenso primär an einer Stroke Unit. Auch hier ist es essentiell schnell zu handeln.

Zwei Dinge stehen im Vordergrund: Die Blutung – falls möglich und noch nicht von selbst geschehen – zum Stillstand zu bringen und negative Auswirkungen durch die Blutung zu vermeiden. Denn tritt Blut aus den Gefäßen in das Hirngewebe aus, so verdrängt das entstehende Blutgerinnsel das umliegende Gewebe. Durch den daraus entstehenden Druck könnten noch gesunde Gehirnteile geschädigt werden. Dies kann zu einer lebensbedrohlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten führen. Zudem schädigen die im Blut enthaltenen Stoffe teilweise die Gehirnzellen.

Bei größeren Blutungen ist es daher nötig, das Blut mittels einer Operation abzusaugen. Um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren, kann ein dünner Schlauch in das Hirnkammersystem gelegt werden, um das Blut abzuleiten und dem Hirngewebe Platz zu schaffen (Drainage).

Handelt es sich um eine Blutung aus einem Aneurysma (Gefäßaussackung), so muss das Aneurysma entweder durch Clipping (neurochirurgische Operation) oder Coiling (endovaskuläre Katheterbehandlung) verschlossen werden.

Illustration Coiling und Clipping

Beim Clipping wird das Aneurysma mit einer Klemme (Clip) verschlossen und somit von der Blutzirkulation abgetrennt. Ein mikrochirurgischer Eingriff ist hier notwendig, d.h. die Schädeldecke muss über einen Hautschnitt geöffnet werden.

Bei der Katheterbehandlung handelt es sich um ein sogenanntes „Coiling“ des Aneurysmas. Dabei werden winzige, platinbeschichtete Metallspiralen (Coils) – über einen von der Leistenarterie bis in das Aneurysma vorgeschobenen Mikrokatheter – in der Aussackung abgesetzt. Der Hohlraum des Aneurysmas wird somit nicht mehr von Blut durchflossen und dadurch die Gefahr einer Blutung gebannt.

Ist eine Blutung durch zu hohen Blutdruck bedingt, gilt es diesen zu senken.

Medikamente nach Schlaganfall

Bereits in der Akutphase nach dem Schlaganfall kommen im Idealfall neuroprotektive Medikamente zum Einsatz. Diese reduzieren das weitere Absterben von neuronalem Gewebe und beschleunigen den Heilungsprozess bereits in der Frühphase.  Ein Beispiel mit sehr guten Studienergebnissen ist Cerebrolysin®. Cerebrolysin® ist ein parenteral (intravenös) verabreichtes Neuropeptidpräparat mit neuroprotektiver und neurorestaurativer Wirkung, welches aus niedermolekularen Neuropeptiden und freien Aminosäuren besteht. Dieses Medikament verbessert die Fähigkeit des Gehirns, Zellen zu schützen und wiederherzustellen. Es wird empfohlen, die Verabreichung so früh wie möglich zu beginnen, normalerweise innerhalb weniger Stunden nach dem Schlaganfall. In vielen Studien wurden Verbesserungen der motorischen Fähigkeiten der oberen Extremitäten und ein verbessertes Alltagsleben gezeigt. Auch Langzeitfolgen, wie etwa Demenz und Depressionen, können damit minimiert oder gar verhindert werden. Bitte fragen Sie Ihren Arzt nach einer Cerebrolysin®-Behandlung.

Sollten Schmerzen im Therapieverlauf auftreten, können alle gängigen Schmerzmittel (Analgetika) verwendet werden. Achten Sie bei der Auswahl vor allem auf mögliche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit anderen Zusatzerkrankungen (Unverträglichkeiten, andere Organschäden, Nieren- und Leberfunktion etc.).

Es können auch in der Rehabilitation Schmerzen durch eine eingeschränkte Beweglichkeit (Lagerungsschmerzen nach längerem Liegen oder Sitzen) oder durch eine sich entwickelnde Spastizität auftreten. Hier können persönlich abgestimmte Schmerztherapien helfen. Fragen Sie Ihren Arzt.

Rehabilitation

Mehr als 25% der Patienten sind nach einem Schlaganfall funktionell stark beeinträchtigt und profitieren von einer Früh-Rehabilitation, einer stationären oder ambulanten Rehabilitation.